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Viele meiner Naturfotos sind dunkel, doch in dieser Dunkelheit liegt keinesfalls eine Traurigkeit, sondern die absolute Faszination für Licht und Farben in der Natur. Ich fotografiere gerne in der golden und blauen Stunde. Besonders die späten Abendstunden bis in die Nacht hinein bieten eine besondere Atmosphäre, wenn die Natur zur Ruhe kommt und gedeckte Farben und das Spiel des Lichts ihre ganz besondere Wirkung entfalten. Dunkle Bilder entstehen dabei im Grunde von selbst. Sie sind das Ergebnis meiner Vorliebe für subtile und stimmungsvolle Lichtstimmungen in der Natur, verbunden mit der Reduktion auf das Wesentliche. Die Dunkelheit ermöglicht es mir, Farbe, Licht und Stimmungen klarer und intensiver darzustellen. So wird der Blick auf das Wichtige gelenkt, die Tiefe der Szene betont. Diese Einfachheit birgt gleichzeitig eine versteckte Komplexität, die sich erst bei genauerer Betrachtung offenbart.
Dunkle Bilder springen nicht direkt ins Auge wie farbenfrohe Szenen, sondern fordern dazu auf, innezuhalten und das Verborgene zu entdecken. Durch gezielte Lichtführung lassen sich die wesentlichen Elemente eines Bildes betonen, während überflüssige Details ausgeblendet werden, die sonst die Bildwirkung stören könnten. In einer Welt, die oft von schnellen, flüchtigen Eindrücken geprägt ist, werden solche Bilder leicht übersehen. Doch genau darin liegt ihre Stärke: Sie erfordern Geduld und die Bereitschaft, sich auf das Geheimnisvolle einzulassen. Dunkelheit bedeutet nicht bloß die Abwesenheit von Licht, sondern verleiht der Szene Tiefe und Spannung, die den Moment magisch erscheinen lassen.
Die Frage, warum meine Bilder häufig dunkel sind, wird mir oft gestellt und im Prinzip habe ich die Antwort darauf ja bereits vorweggenommen.
Die Frage, die mich wiederum beschäftigt ist: Warum hingegen neigen viele Menschen dazu, sich nicht ausreichend mit dunklen Bildern zu beschäftigen?
Darauf gibt es mit Sicherheit keine eindeutige, klare Antwort. Aber in einer visuellen Welt, dominiert von grellen, leuchtenden Farben, fallen dunkle Bilder nicht sofort auf und agieren mehr im Hintergrund…
Und im Prinzip findet dies ja genau so bei allen Dingen, die uns im Leben begegnen, statt. Menschen sind das einfachste Beispiel. Die Lauten und Auffälligen bekommen schnell Aufmerksamkeit, während die Stillen und Zurückhaltenden oft nicht bemerkt werden… Ein überaus interessanter Vergleich.
Aber zurück zu den Bildern.
Dunkle Bilder fordern Geduld und die Bereitschaft, sich länger mit einem Bild auseinanderzusetzen. Helle, bunte Bilder hingegen sind unmittelbar zugänglich, sie belohnen den Betrachter sofort visuell, ohne viel Nachdenken zu erfordern. Dieser Trend wird in den sozialen Medien verstärkt, wo Bilder oft nur flüchtig betrachtet werden, bevor man zum nächsten weitergeht.
Dunkle Bilder bieten hingegen keine schnellen Antworten. Vielleicht wirken sie auch im ersten Moment düster und bedrückend. Aber sie laden immer dazu ein, innezuhalten und in die Tiefe zu gehen, denn Ihr Reiz liegt nicht im ersten Eindruck, sondern in den verborgenen Details, die sich beim Betrachten erst nach und nach erschließen. Die Dunkelheit schafft eine Bühne für das Licht, das in seiner schönsten Form auftritt. Es geht nicht um die Abwesenheit von Farbe, sondern um die Art und Weise, wie Licht und Farben in einem solchen Kontext eine Bedeutung erhalten.
Durch die Dunkelheit werden die wesentlichen Elemente eines Bildes hervorgehoben, und subtile Nuancen treten klarer hervor. Es ist diese Magie der Details, die im Licht oft verloren gehen, die dunkle Bilder so kraftvoll macht. Es geht darum, nicht sofort alles zu sehen, sondern die Details nach und nach zu enthüllen.
Es lohnt sich also immer, genauer hinzusehen und den dunklen Bildern (und zurückhaltenden Menschen ;) ) etwas magisches zu entlocken!
The magic of dark images
Many of my nature photos are dark, but there is no sadness in this darkness. Instead, it reflects a deep fascination with light and color in nature. I like to photograph in the blue an golden hour. Especially the late evening hours into the night offer a unique atmosphere, where nature comes to rest and muted colors and the play of light have a special impact. Dark images almost create themselves. They are the result of my preference for subtle and moody lighting, combined with a focus on the essential. Darkness allows me to portray color, light, and mood more clearly and intensely. It directs the viewer’s gaze to what matters and enhances the depth of the scene. This simplicity holds a hidden complexity that only reveals itself upon closer inspection.
Dark images don’t immediately catch the eye like colorful scenes do. Instead, they invite you to pause and discover what’s hidden. Through careful control of light, the essential elements of a photo can be emphasized while unnecessary details that might distract from the image’s impact are reduced. In a world often shaped by quick, fleeting impressions, such images are easily overlooked. But that’s exactly their strength: they require patience and a willingness to engage with the mystery. Darkness isn’t simply the absence of light; it adds depth and tension, making the moment feel magical.
I’m often asked why my images are so frequently dark, and I’ve already given the answer.
The question that occupies my mind, though, is: Why do many people tend not to engage deeply with dark images? There is certainly no single, clear answer to this. But in a visual world dominated by bright, vibrant colors, dark images don’t stand out immediately and tend to operate in the background.
And really, isn’t this the case with most things in life? People are a perfect example. The loud and attention-grabbing are quickly noticed, while the quiet and reserved often go unnoticed - a very interesting comparison.
But back to the images. Dark images demand patience and a willingness to spend more time with them. Bright, colorful images, on the other hand, are instantly accessible, visually rewarding the viewer without much thought. This trend is even more amplified on social media, where images are often viewed quickly, and then people move on to the next.
Dark images, however, don’t provide quick answers. At first glance, they may seem gloomy or heavy, but they always invite you to pause and dive deeper. Their appeal doesn’t lie in the first impression, but in the hidden details that gradually reveal themselves upon closer viewing. Darkness creates a stage for light to shine in its most beautiful form. It’s not about the absence of color but rather how light and color gain meaning in this context.
In the darkness, the essential elements of a photo stand out, and subtle nuances become clearer. It’s this magic of detail, often lost in the light, that makes dark images so powerful. It’s not about seeing everything at once but uncovering the details step by step.
So, it’s always worth taking a closer look and discovering the magic hidden in dark images (and in quiet people ;) ).
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Susanne Barkmann (Donnerstag, 24 Oktober 2024 09:31)
Liebe Sandra,
wieder vielen Dank für diesen Blog-Eintrag und die wundervollen Bilder dazu! Besonders treffend finde ich den Vergleich mit stillen und lauten Menschen. In unserer Zeit zählt leider die schnelle Aufmerksamkeit. Oft bleibt man damit aber nur an der Oberfläche und rast weiter.
Viele Grüße
Susanne
Patrick (Mittwoch, 06 November 2024 15:44)
Liebe Sandra,
inspirierender Blick auf die Welt und zwar nicht nur die fotografische...
Liebe Grüße
Patrick